Gesprächspsychotherapie nach ROGERS
...auch person- oder klientenzentrierte Psychotherapie genannt

In der Gesprächspsychotherapie steht der Patient (hier: Klient / Klientin genannt) auf eine ganz spezielle Weise im Zentrum der Therapie.
Im Unterschied zu anderen Therapieansätzen, die den Patienten distanzierter und stärker von außen betrachten und theoretische Vorstellungen und Modelle darüber haben, worin die Probleme des Patienten liegen und auf welchem Weg sie zu lösen sind (in einer Art distanziertem „Expertentum“) ist hier die Grundannahme, dass jeder Mensch, (der Klient /die Klientin) selbst der Experte für sich ist.

Nach Carl Rogers, der die Gesprächspsychotherapie als einer der Urväter der humanistischen Psychologie vor gut 60 Jahren begründete, haben wir Menschen ausnahmslos eine angeborene Kraft zur Heilung und Selbstverwirklichung in uns, die in einer guten Beziehung dann frei werden kann, sobald man nicht belehrt, beurteilt oder negativ bewertet wird, sondern sich in seinem Erleben tief verstanden, akzeptiert und wertgeschätzt fühlt.
Dies gilt für freundschaftliche und partnerschaftliche Beziehungen ebenso wie für die zwischen Therapeut /-In  und Patient. Rogers spricht deshalb auch nicht von Patient sondern von Klient/Klientin.

GESCHICHTLICHES

Im Bereich von Psychotherapie und Beratung, in der vor gut 60 Jahren eine patriarchalische und distanzierte, den Patient mehr wie ein Objekt betrachtende, psychoanalytische Richtung dominierend war, war Rogers einer der ersten, der die heilende Kraft einer guten partnerschaftlichen Beziehung propagierte, in der der Therapeut nicht auf einem Sockel steht.
Als er erstmals in der Therapiegeschichte Protokolle von Sitzungen veröffentlichte, ging damals ein Sturm der Entrüstung durch die Fachwelt, die das, was zwischen Therapeut und Patient passiert, lieber hinter verschlossenen Türen halten wollte. Mittlerweile haben alle modernen Therapierichtungen von der demokratischen personzentrierten Haltung gelernt und kümmern sich darum, daß es dem Pattienten in der Behandlung gut geht. Mehr dazu unter Integrativer Therapieansatz. Nicht alle Therapeuten/Innen jedoch nehmen jedoch ihre Klienten/Innen auch von inneren Haltung her auf diese tiefe Weise ernst, wie eine Personzentrierte Arbeit im ursprünglichen Sinn.

WIE FUNKTIONIERT ES?
In der speziellen partnerschaftlichen, seine Kräfte und Ressourcen wertschätzenden Atmosphäre der Gesprächspsychotherapie kann sich der Klient /die Klientin besser kennen lernen und selbst finden, Achtsamkeit für das eigene Fühlen und Erleben entwickeln. Der Kontakt zum ureigenen (auch im Körper verankerten) Gespür wird gestärkt oder kann ggf. erstmals im Leben entstehen – zusammen mit einer liebevollen Annahme - da, wo man sich zuvor nicht fühlte oder ev. ablehnte oder verurteilte.

Eine nach Rogers dem Menschen in der „Grundausstattung“ mitgegebene, klare und verlässliche innere Resonanz dafür, was wirklich gut tut und stärkt, soll „freigelegt“ werden und wieder zur Verfügung stehen. Der Klient /die Klientin lässt sich zunehmend weniger von den Vorstellungen und Wünschen anderer bestimmen, wie man sein „sollte“ (auch nicht denen des Therapeuten) sondern vertraut sich und bestimmt seinen Weg selbst.
Nach Rogers Menschenbild ist dieser Weg zu sich selbst stets auch ein mitfühlender und somit auch sozialer Weg, in dem gute nahe und befriedigende persönliche Beziehungen entstehen und vertieft werden.
Der klientenzentrierte Therapeut/ die Therapeutin ist als Mensch in einer aufrichtigen und echten Haltung präsent, ohne sich hinter einer professionellen Fassade zu verstecken oder sich zu verstellen oder als „Experte“ Distanz zu schaffen. Personzentrierte Arbeit bedeutet jedoch nicht, daß der Therapeuten /Berater/In nur zuzuhören, alles verstehen und - wie ein gängiges Vorurteil lautet - alles nachzuplappern („spiegeln“), das Gehörte unkritisch gutzuheißen oder keine eigene Meinung haben.
Es bedeutet in erster Linie, den Klienten vorurteilsfrei aus der jeweiligen Lebenswirklichkeit heraus zu verstehen, in seinem subjektiven Erleben wahrzunehmen und zu respektieren, wie er/sie die Situation erlebt, auch wenn dies ggf. den Vorstellungen des Beraters/der Beraterin zuwiderläuft.

Erst auf dieser Basis, in der der Andere korrekt genommen wird, ist es aus personenzentrierter Sicht sinnvoll, im Prozess dem Klienten gegenüber ggf. auch die eigene Meinung oder abweichende persönliche, ethische etc. Zielvorstellungen zu äußern oder Wahrgenommenes zur Verfügung zu stellen, dies jedoch klar als eigenen Anteil einzubringen, nicht als Beurteilung oder Zielvorstellung.

Die personzentrierte Haltung und Therapie ist die Richtung, aus der ich ursprünglich als Therapeutin komme und in seiner den Anderen wertschätzenden Haltung meine „geistige Heimat“ und Einstellung geblieben ist, auch wenn im Laufe der Jahre andere Methoden hinzugekommen sind.
Über 25 Jahre habe ich als Ausbilderin der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG Köln) zahlreiche Personen aus vielerlei sozialen Berufen als Berater/Innen ausgebildet. Die aus dem personzentrierten Ansatz entwickelte berufliche Weiterbildung in klientenzentrierter Gesprächsführung - auch personzentrierte Beratung genannt - gehört zu den bekanntesten Fortbildungsangeboten im psychosozialen Bereich. Ich biete immer wieder einmal Auffrischungskurse dazu an, mehr dazu in Kurse und Gruppen.


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